Mittwoch, 1. Februar 2012

as ist für Amitiel :) Es ist ganz merkwürdig, dass ich diese Zeilen vor gefühlt zehn Jahren das letzte Mal gelesen habe und sie mir am Wochenende plötzlich wieder mit einer Wucht in die Hirnwindungen schossen, dass ich mich erst einmal hinsetzen musste.



Hyperion an Diotima 
Nicht wahr, die heiligern Akkorde hören darum denn doch nicht auf? Nicht wahr, Diotima, wenn auch der Liebe sanftes Mondlicht untergeht, die höhern Sterne ihres Himmels leuchten noch immer?  
~ 
Fromme Seele! Ich möchte sagen, denke meiner, wenn du an mein Grab kömst. Aber sie werden mich wohl in die Meersfluth werfen, und ich seh' es gerne, wenn der Rest von mir da untersinkt, wo die Quellen all' und die Ströme, die ich liebte, sich versammeln, und wo die Wetterwolke aufsteigt, und die Berge tränkt und die Thale, die ich liebte. Und wir? O Diotima! Diotima! Wann sehn wir uns wieder? Es ist unmöglich, und mein innerstes Leben empört sich, wenn ich denken will, als verlören wir uns. Ich würde Jahrtausende lang die Sterne durchwandern, in alle Formen mich kleiden, in alle Sprachen des Lebens, um dir einmal wieder zu begegnen. Aber ich denke, was sich gleich ist, findet sich bald. Große Seele! Du wirst dich finden können in diesen Abschied und so lass mich wandern. 
Lebe wohl. 
~

 Friedrich Hölderlin, Hyperion

1799 

1 Kommentar:

  1. Haaach... jetzt sitze ich hier mit ganz feuchten Augen. Ich kenne das Buch nicht - ich habe niemals Hölderlin gelesen. Aber das ist der beste aller Gründe, damit anzufangen.

    Erstaunlich, nicht wahr? - Wie es manchmal Worte längst vergangener Poeten schaffen, uns besser aus dem Herzen zu reden als wir selbst.

    Ich danke Dir. =)

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