Montag, 8. August 2011

J. W. Waterhouse, Windflower
... und auf den Fluren lass die Winde los..." Der Satz ist Teil eines Herbstgedichts von Rilke. Nicht dass wir's beschwören wollen, aber heute war wirklich so ein Windstag, bei dessen Temperaturen und Böen man den Eindruck hatte, der Sommer würde jetzt endgültig über die abgeernteten Felder hinfortgeweht wie eine kleine weiße Feder. Ich hoffe ja immer noch, dass wir noch ein paar schön-warme Tage bekommen, damit man vielleicht auch mal die hiesigen Weiher erkunden gehen kann.
Das war Punkt eins auf der Ferienliste noch zu erledigender Dinge (ja, an Lammas gibt es immer so eine Liste). Der zweite Punkt betrifft das Abfassen einer adäquaten Hausarbeit und gestaltet sich etwas schwierig, weil das einmal beschlossene Thema nach Neubewertung der Fachliteratur leider etwas harsch umgekrempelt werden muss. Zum Glück kommt einem das Wetter da entgegen, das einen gerade ja eher zu kuscheliger Sofa- oder allenfalls Gartenlektüre denn hektischen Sommeraktivitäten einlädt.
Punkt drei betrifft die hohe Liebe, die ich noch Ende Juni ganz euphorisch hier besungen hatte, natürlich völlig blind für die geradezu konsequent durchgezogene Dramaturgie, dass das zitierte Gedicht über Amors Pfeil von Gottfried August Bürger eine recht perfide Dialektik enthält, deren Waagschalen sich zum Guten oder Schlechten senken können. Wie gemein, sie senkten sich zum Schlechten. Auch das ist eine Qualität des Schnitterfestes, sich schmerzhaft aber sauber von quälenden Dingen lösen zu können, aber die Enttäuschung, blindlings auf die nicht ernst gemeinten und unverbindlich gedachten Vereinnahmungen durch einen anderen hereingefallen zu sein, ist natürlich nichts, was man von einem Tag auf den anderen ablegt. Ich habe am ersten August eine Getreideähre gepflückt; jeden Abend gehe ich zur Donau und werfe ein Korn ins Wasser. Wenn die Ähre kahl ist, soll ich wieder leichthin fröhlich und befreit von traurigen Gedanken sein, so habe ich es beschlossen. Wie schön, dass wir Rituale abhalten dürfen, äußere Zeichen für unsere haltlose innere Welt, die es uns erlauben, wirklich etwas zu tun, um abstrakte Vorgänge zu begreifen und abzuarbeiten. Das ist wunderbar. He, andere Leute müssen dafür einen Therapeuten bezahlen. ;-)

Ich hoffe ihr hattet ein schönes Lammasfest. Meines war ernst, aber richtig und entwicklungsfördernd. Gut so.


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