Montag, 14. März 2011

Das bisschen Super-GAU

ch bin gerade ziemlich schockiert darüber, wie hurtig die akute Katastrophensituation in Japan hierzulande für politische Stimmungsmache ausgenutzt wird, sowohl von den Regierungsparteien wie auch der Opposition. Es scheint mir geradezu unanständig, sich hier parteisuhlend selbstgefällig über das Für und Wider von Atomenergie auszulassen, während dort immer noch Menschen leiden und Menschen sterben und die atomare Katastrophe gerade ein Ökosystem, das ein Drittel unserer Planeten umfasst, über wahrscheinlich Jahrtausende hinaus verseuchen wird. Natürlich wird es beizeiten keine hübsche kompakte Wolke über Deutschland geben, weil Radioaktivität noch nicht das Internet für sich entdeckt hat, sondern auf Winde und Strömungen angewiesen ist. Ich frage mich trotzdem nur, wie sich unser Umweltminister bei der idiotischen Aussage, für Deutschland bestünde damit keine Gefahr, noch im Amt halten kann. Schon mal aufgefallen, woher der unglaublich günstige Thun kommt, der Mode-Pangasius, der Alaska-Seelachs? Dass Mangos und Litchies nicht unbedingt in Baden-Württemberg zu Hause sind, und wir einen ziemlich großen Teil unserer Importwaren, von Spielzeug bis hin zu Elektrowaren, aus diesem Raum beziehen? Ich könnte lachen, wenn die Situation nicht so bitterbitterernst wäre. Die nächste haarsträubende Aussage: in Deutschland kann ein solcher GAU nicht passieren, weil es hier keine Erdbeben und Tsunamis gibt. Ja? Dass nicht das Erdbeben oder der Tsunami direkt zur Explosion im Fukushima-Meiler führten (beides haben die Gebäude und Kühltürme nahezu unbeschadet weggesteckt), sondern erst der Stromausfall und der daraus resultierende Zusammenbruch des Kühlsystems, das ist eine Ereigniskette, die den Otto-Normal-Verbraucher-Bild-Zeitungs-Leser hier wahrscheinlich intellektuell überfordert oder von der er nichts zu wissen braucht. Ein Stromausfall, ein Versagen im Kühlsystem, das sind Dinge, die hier auch ohne weiteres passieren können.
So, jetzt habe ich doch noch über Atomenergie in Deutschland zu zetern angefangen. Das muss nicht sein. Nicht jetzt. Es gibt auch positive Nachrichten, von dem 60-Jährigen, der in Begriff war, auf dem Dach seines Hauses auf den Pazifik hinausgetrieben zu werden, gefunden und gerettet werden konnte. Draußen vor meinem Fenster bahnt sich sehr sacht aber bestimmt der Frühling seinen Weg, Finken singen. Gestern habe ich ein Feld voller Schneeglöckchen unter Erlen gesehen. Es sind so wunderschöne Dinge, die die Natur verschwenderisch herschenkt, und für die jetzt keiner einen Sinn hat. Jedes Schneeglöckchen ein gerettetes Leben, wenn das möglich wäre...

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